Uhr reparieren

Aus Wiki zur Mercedes Baureihe W126
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Die Uhr im Kombiinstrument

Es ist schon beeindruckend, wie robust dieses Uhrwerk aufgebaut ist. Im Vergleich zum Innenleben eines modernen (1.5 V) Wanduhr-Quarzwerks (Hochlast für Zeiger bis zu 40 cm) wird schnell klar, daß dieser Uhr der 560er unter den Uhrwerken ist.

Neben den Rädern (Kunststoff in Kunststoff gelagert) gibt es einen Vorwiderstand, 2 Kondensatoren, einen IC (Frequenzteiler / "Impulsgeber") und einen Quarz im schmucken Metallgehäuse, Bauart "Atombombensicher".
Diese Uhr läuft nahezu geräuschlos und mit einem sehr sparsamen Stromverbrauch, der um die 8 mA liegt.

Übersicht

Kurzbeschreibung Uhr im Kombiinstrument reparieren.
Alle Positions- und Richtungsangaben erfolgen in Fahrtrichtung, sofern nicht weiter spezifiziert!
Schwierigkeitsgrad einfach mittel schwer Dauer
Hilfsperson keine Erleichterung unbedingt erforderlich ca. 3 Stunden
Ressourcen Standardwerkzeuge Sonderwerkzeuge
  • Keine erforderlich
  • Schraubendreher Kreuz #2
  • Inbusschlüssel SW5
  • (Elektro-) Lötkolben

Vorbereitung

KI fertig.jpg
KI hinten.jpg

Vorgehensweise

Nachdem man die ausgebaute Uhr vor sich liegen hat, demontiert man die beiden Zeiger. Man kann sie einfach nach oben abziehen.
UhrW126-zeiger.jpg

Dann entlötet man auf der Rückseite die Masseverbindung der Uhr.
UhrW126-hinten.jpg

Danach löst man die drei Schrauben und dreht das Ziffernblatt so weit zur Seite, daß man es unten anheben kann. Auf keinen Fall den Zeiger des Drehzahlmessers abnehmen!
UhrW126-offen.jpg

Jetzt das Uhrwerk vorsichtig herausnehmen. Bitte keine Fingerabdrücke auf dem Ziffernblatt hinterlassen!

Nun können (falls nötig) auch die Kondensatoren ausgetauscht werden. Die Polung ist auf der Rückseite der Platine gekennzeichnet.
UhrW126-koerper.jpg

Die Welle kann, um sie zu polieren, nach oben herausgeklipst werden (Pfeil).
UhrW126-welle.jpg

Funktion

Der Quarz schwingt nach dem Anlegen einer Spannung mit 34768 HZ - der IC teilt diese Impulse solange herunter, bis 1 Impuls pro Sekunde übrig bleibt (er zählt also praktisch bis 34768). Dann wird der Weg frei gemacht, einen der beiden Kondensatoren zu entladen. Diese Entladung geht aber nur über die Motorspule. Das entstehende Magnetfeld sorgt dafür, das sich der "Motor" , ein runder Magnet (Rotor) dreht (180 Grad). Die Drehrichtung wird durch die Metallbleche, die durch die Spule gehen und den Rotor umschließen, vorgegeben (Stator).

Inzwischen hat der IC erneut bis 34768 gezählt und gibt nun den Weg frei, um den zweiten Kondensator zu entladen. Allerdings fließt jetzt der Strom genau anders herum durch die Spule. Der Rotor dreht sich erneut 180 Grad- und so weiter-

Das ist das Funktionsprinzip einer Quarzuhr - nur dass üblicherweise keine Kondensatoren zur Impulsverstärkung verwendet werden.

Warum bleibt die Uhr stehen?

Im Grunde gibt es eigentlich nur fünf Ursachen, warum die Uhr ihren Dienst quittieren sollte. Alles zusammen tritt so gut wie nie auf; meist ist es nur einer der hier aufgeführten Gründe. Sie sind in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit aufgeführt:

  • Rost an der einzigen Metallwelle
  • Kalte Lötstelle(n)
  • Defekte Kondensatoren
  • Quarz oder IC defekt
  • Öl (WD40) als Rettungsversuch

Die Hauptursache für ein defektes Uhrwerk ist ein mechanisches Problem.
Es gibt nur eine Metallwelle im Werk. Hier steckt der Kunststofftrieb, der über die Verstellmechanik das Einstellen der Uhr ermöglicht. Die Welle muß robust sein, da ja der Mensch da kräftig dran dreht...
Andererseits darf der Trieb, der auf der Welle sitzt, kein Spiel haben, da sonst der Eingriff in die Räder des Werks nicht funktionieren würde. Und hier liegt das Problem: Die Welle rostet durch Luftfeuchtigkeit im Lauf der Jahre. Dadurch quillt das Material etwas auf und blockiert den Stelltrieb. Die Welle ist oben und unten eingeklipst und kann sich selbst nicht drehen. Auch wenn der Stelltrieb an einem Punkt ins Werk eingreift, an dem bereits reichlich Drehmoment anliegt, ist hier irgendwann mal Schluß.

Abhilfe

Abhilfe kann in maximal drei Schritten erfolgen. Wenn der erste Schritt die Uhr nicht wieder zum laufen gebracht hat, dann zweiten Schritt vornehmen usw.

Welle

Welle im oberen Bereich (schwarze Platine) vorsichtig heraushebeln, herausziehen und polieren.
Öl hat in diesem Werk nichts verloren!
Die polierte Welle prüfen: Sie muß reibungslos durch den Stelltrieb durchfallen!
Darauf achten, daß der Trieb richtig herum aufgesetzt wird und die Welle beim Einsetzen von außen, gleichmäßig gerade, unten und oben gleichzeitig einrastet. Fertig! Die Uhr sollte nun wieder funktionieren.
Wenn nicht, folgende Schritte durchführen.

Löten

Mit einem feinen Lötkolben alle Kontakte nachlöten.

Kondensatoren

Die Kondensatoren können natürlich altern. Hier handelt es sich aber um Cent-Artikel, die man bei entsprechender Vorbereitung ja liegen hat und austauschen kann, bzw. sie sind bei Reichelt oder Conrad-Elektronik schnell bestellt. 100 Mikrofarad 35 V 105 Grad

Fazit

Das sollte es im Großen und Ganzen gewesen sein. Ist das Werk verölt (falscher Rettungsversuch), dann erst mal 10 Minuten ins Ultraschallbad mit gereinigtem Wasser (45° Warm), Spüli, Salmiakgeist (gibt es als fertige Lösung für Werkstätten). Und zwar inklusive der kompletten Elektronik; das Werk ist nämlich verschweißt und läßt sich nicht zerlegen, geschweige denn wieder zusammenbauen. Danach trockenfönen und mit Druckluft ausblasen (1-2 bar).
Sollte der Quarz oder der IC tatsächlich defekt sein (das ist jedoch sehr selten), ist die Uhr verloren...