Stabilisator wechseln

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Übersicht

Kurzbeschreibung Dieser Artikel beschreibt den Austausch des Vorderachs-Stabilisators.
Alle Positions- und Richtungsangaben erfolgen in Fahrtrichtung, sofern nicht weiter spezifiziert!
Schwierigkeitsgrad einfach mittel schwer Dauer
Hilfsperson keine Erleichterung unbedingt erforderlich ca. 2-3 Tage (!)
Ressourcen Standardwerkzeuge Sonderwerkzeuge
  • Stabilisator A 126 323 48 65
  • Stabilisatorgummis (2) A 126 323 01 85
  • Wagenheber
  • Unterstellböcke (Dreibein)
  • Drehmomentschlüssel
  • Ratsche, Stecknuß SW10, SW17
  • Gabelschlüssel SW17, SW22
  • Bremsleitungsschlüssel SW11
  • Montiereisen/Brechstange
  • Bohrmaschine
  • Topfbürste

Sicherheit

Gefahr-allg.svg.png GEFAHR
Gefahrenquelle: Unsachgemäßes Arbeiten - Die Vorderachse ist ein sicherheitsrelevantes Bauteil!
Gefahrenfolge: Schwere Verletzungen oder Tod können die Folge sein.
Gefahrenabwehr: Im Zweifelsfall diese Arbeit durch qualifizierte Fachwerkstatt ausführen lassen!
Warnung schwebende Last.svg.png GEFAHR
Gefahrenquelle: durch Herabfallen oder sonstige unerwartete Bewegungen schwerer Bauteile.
Gefahrenfolge: Schwere Verletzungen (Quetschungen, Abtrennen von Körperteilen) oder Tod können die Folge sein.
Gefahrenabwehr: In jedem Fall das Fahrzeug sicher hochbocken.

Arbeitsfolge

Vorbereitung

  • 1 oder besser 2 Biertische aufstellen, um alle ausgebauten Teile und Schrauben übersichtlich abstellen zu können.
  • Kreppband und Eddingstift bereitlegen, um alle Kabel und Stecker und Schläuche zu beschriften, die man trennen muss.
  • Falls vorhanden, Klimaanlage im Fachbetrieb leeren lassen. Die Schläuche zum Expansionsventil müssen ab!

Ausbau

  • Fahrzeug hinten mit Keilen sichern und Handbremse ziehen, Fahrzeug vorne aufbocken.
    Am Besten auf die Achsschenkel stellen, dann steht es „auf eigenen Füßen“.
  • Räder abmontieren.
  • Kühlwasser am Kühler ablassen.
  • Scheibenwasserbehälter ausbauen.
  • Batterie ausbauen, Batteriehalteblech ausbauen.
  • Kabelbinder und Bremsleitungshalter abschrauben.
  • Vorderen Haubendichtungsgummi abnehmen.
  • Schottwand rechts und mittig ausbauen. Achtung: das dünne Alublech so wenig wie möglich verbiegen!


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  • Scheibenwischer abbauen.
  • Wasserkastenabdeckung ausbauen. Tipp: Gleich das Scheibenwischergestänge fetten!
  • ABS-Steuergerät ausbauen, Halter entfernen.
  • Heizungsschläuche an der Schottwand abnehmen, auch den kleinen, der zur Scheibenheizung führt.
  • Mono/Duoventil abstecken und ausbauen. Die Halter sind an der hinteren Schottwand angeschweißt, den längeren muss man nach unten biegen! Brutal, aber es geht nicht anders.


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  • Stecker Drosselklappenpotentiometer und EHS (wenn vorhanden) abziehen.
  • Alle Relais (Klima, KPR, ÜSR...) und die Halter dafür ausbauen. Stecker aus den Haltern drücken, die sind mit Schnappnasen gesichert.
  • Vorderes Gasgestänge (das mit den 2 Kugeln) ausbauen, Lager desselben an der Schottwand ausbauen.
  • Unterdruckschlauch Bremskraftverstärker abbauen.
  • Unterdruckschläuche an der Schottwand an den gelben Rückschlagventilen abziehen (beidseitig) und beschriften!
  • Im Fahrzeuginnenraum Verkleidung unter dem Lenkrad abbauen.
  • Bremskraftverstärker ausbauen: Verbindung zum Pedal trennen (Bolzen mit Splint). Zwei Muttern SW13 abschrauben (links oben und rechts unten). Die anderen beiden halten nur den Pedalbock und können drinbleiben. Damit ist der Bremskraftverstärker von hinten frei.
  • Die unteren beiden Leitungen am Expansionsventil abbauen (SW17/SW22). Lappen unterlegen, da Klimaöl austritt. Leitungen gegen Schmutz sichern, am besten eine kleine Plastiktüte mit Kabelbinder drüberzippen.


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  • Im Motorraum Füllstandstecker am Bremskraftverstärker abziehen, 2 Bremsleitungen am Hauptbremszylinder abbauen (SW11, Bremsleitungsschlüssel verwenden!). Jetzt kann man die Leitungen sanft so weit wegbiegen, dass man den Bremskraftverstärker entnehmen kann.
  • Schottwand vorne links ausbauen. Den 3-poligen Stecker und sein Gehäuse links neben dem Bremskraftverstärker an der Schottwand nicht vergessen (Kreuzschlitz PH2).
  • Klimaschläuche ausbauen, zweiter Mann hilfreich: Einer zieht oben, der andere schiebt vom Fahrerfußraum aus.


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  • Hinter dem Sicherungskasten KAT-Stecker und einen weiteren Stecker ausbauen.
  • Sicherungskasten losschrauben: 2 Schrauben an den vorderen Ecken. Deckel öffnen und als Tablett für Schrauben benutzen! Im Sicherungskasten ganz vorne neben den Reservesicherungen 2 weitere Schrauben öffnen. Diese halten das Innenleben im Kasten. Wenn alles lose ist, den ganzen Kasten vorne hoch- und nach vorne ziehen, dann ist er frei. Kasten bewegen und soweit wie möglich herausziehen. Fühlt sich grob an, muss aber sein. Sicherheitshalber alle Relais ziehen und die Sockel ausklipsen.
  • Unter dem Bremskraftverstärker und dem Sicherungskasten müssen etliche Kabelhalter aus Blech ausgebaut werden.
  • Nun sieht man beide oberen Stabilisatorlager gut. Plastikabdeckungen zum Radhaus ausbauen und die 2 Muttern (M12x1.5!!) vom Stabilisatorgummideckel abbauen. Diese hat man sinnvollerweise schon vorher kräftig mit Rostlöser eingeweicht! Den Deckel mit Körnerschlag in Fahrtrichtung markieren, damit man ihn später nicht verkehrt herum einbaut. Linker und rechter Deckel sind aber gleich. Sinnvollerweise entrosten und neu lackieren.


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  • Bremsleitung am rechten Rad am Schlauch trennen und nach oben rausziehen und wegbiegen.
  • Im Radhaus das Kugelgelenk abziehen.
  • Stabilisatorlagerungen am oberen Querlenker im Radhaus lösen, vordere Scheiben und Gummi abnehmen.
  • Falls obere Querlenker ersetzt werden sollen: Querlenkerschraube M12x1.5 ausbauen, Querlenker entnehmen.
  • Als letztes die oberen Stabilisatorgummis abnehmen.
  • Rechte Seite des Stabilisators nach oben aus dem Radhaus herausziehen /-schieben. Stabilisator hochschwenken (das braucht etwas Nachdruck), nach links schieben und nach unten aus dem fahrerseitigen Radhaus ausfädeln. Falls die oberen Querlenker nicht ausgebaut wurden, ist möglicherweise nur eine Entnahme des Stabilisators nach oben möglich.


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  • Nun ist DIE Gelegenheit, hier mal alles gründlich zu säubern: Aussaugen, mit Reiniger einweichen und vorsichtig auskärchern. Durchbrüche des Bremskraftverstärkers und der Klimaschläuche mit Lappen verstopfen, sonst hat man alles im Fußraum. Restwasser gleich absaugen!
  • Nach dem Trocknen alles mit FluidFilm Gel (Seilfett oder andere Produkte nach Vorliebe verwenden) einpinseln.


Einbau

Der neue Stabilisator wird wieder von der Fahrerseite durch das Radhaus eingefädelt. Die Biegung der Hörner muss nach oben zeigen! Alternativ kann der Stabilisator von oben eingefädelt werden - falls obere Querlenker nicht ausgebaut waren, ist das die Methode der Wahl.


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  • Die Stabilisatorgummis kann man innen mit FluidFilm einpinseln (Anmerkung: laut WIS nicht zulässig!), sie werden aufgesteckt, wenn der Stabilisator richtig drinliegt.
  • Stabilisatorgummideckel drüberschieben und die Muttern drauf, erst mal nur leicht anziehen.
  • Auf die Stabilisatorenden die inneren Scheiben und Gummis aufstecken. Gummis, Stabilisatorende und Querlenkerauge leicht fetten (Anmerkung: laut WIS nicht zulässig!).
  • Falls obere Querlenker ausgebaut wurden: Die (neuen?) oberen Querlenker einbauen, über die Stabilisatorenden fädeln und ebenfalls leicht anziehen.
  • Stabilisator ganz nach oben klappen, so bekommt man den vorderen Gummi und die Scheiben gut drauf. Schraube anziehen.
  • Kugelgelenk wieder in den Achsschenkel einbauen und anziehen.

Wenn man den Wagen nicht auf den unteren Querlenkern aufgebockt hat, muß er jetzt wieder auf die Räder.


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  • Dann die Muttern der oberen Stabilisatorlager und zuletzt die inneren Querlenkerschrauben anziehen.

Damit sind alle fahrwerksseitigen Arbeiten erledigt. Alle ausgebauten Teile wieder einbauen, alle Leitungen verlegen und sichern. Kühlwasser einfüllen und Bremse entlüften nicht vergessen!

Erfahrungen Daniel Kupzik

Ich habe den Wechsel 2020 an einem 1989er 500SEL mit Klimaautomatik und ASR I gemacht. Hierbei bin ich grundsätzlich nach der oben beschrieben Vorgehensweise vorgegangen. Allerdings hatte ich den Wagen auf Böcken auf der Wagenheberaufnahme stehen. Folgende Hinweise haben sich unterwegs angesammelt:

  • Ich habe und würde auch weiterhin mindestens den linken, ggf. auch den rechten Kotflügel abnehmen. Man kann etwas bequemer schrauben, zerkratzt ihn nicht und hat mehr Spielraum beim Ausfädeln des Stabilisators.
  • Die mittlere Schottwand musste ich lösen, konnte sie aber drinnen lassen.
  • Schläuche in der Schottwand würde ich nicht wieder ganz rausziehen sondern etwas stecken lassen.
  • Die Stabilagergummis vom Freundlichen waren bei mir ungeschlitzt und ich musste sie aufschneiden. Man kann sie vermutlich auch auf die Stabistange fädeln bevor man diesen wieder einfädelt.
  • Die Klimaanlage musste ich für die Aktion nicht öffnen.
  • Den Halter des Monoventils musste ich leider auch verbiegen.
  • Nach Wiedereinbau des Stabis kann man die relevanten Schrauben locker einsetzen, das Auto auf die Reifen abbocken, von Hand vor- und zurück rollen und dann bei montierten Rädern die Schrauben festziehen. Man kommt an alle Schrauben auch bei abgebocktem Wagen gut dran. Zumindest mit Hochstand vorne.

Ergänzende Hinweise

  • Beschreibung und Bilder von Florian Albrecht ("BGLFloh") zur Verfügung gestellt, zusätzliche Informationen von AndreasB.