Die richtige Nockenwelle: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wiki zur Mercedes Baureihe W126
Wechseln zu: Navigation, Suche
K (Nockenwellen-Chaos)
K (Wann wechseln?)
Zeile 48: Zeile 48:
 
Denn baut man eine neue Nockenwelle ein, läßt aber die Schlepphebel mit ein paar hunderttausend Kilometer Laufleistung im Motor, kann man leicht nachvollziehen, daß das "Schleifbild" nun nicht mehr zueinander passt. Dieser Umstand kann möglicherweise bereits nach ein paar tausend Kilometer für neuen Ärger sorgen.
 
Denn baut man eine neue Nockenwelle ein, läßt aber die Schlepphebel mit ein paar hunderttausend Kilometer Laufleistung im Motor, kann man leicht nachvollziehen, daß das "Schleifbild" nun nicht mehr zueinander passt. Dieser Umstand kann möglicherweise bereits nach ein paar tausend Kilometer für neuen Ärger sorgen.
  
Fazit: Wenn neu, dann "alles" neu, zumindest die Schlepphebel und die Hydrostößel und Druckplättchen nach Befund.<br>
+
'''Fazit:''' Wenn neu, dann "alles" neu, zumindest die Schlepphebel. Die Hydrostößel und Druckplättchen mindestens nach Befund.<br>
Alternativ ginge auch eine "Transplantation" von Schlachtwagen. Dann natürlich sorgfältig die Beschaffenheit und Kilometerleistung der Wellen prüfen und, wenn für gut genug befunden, die gesamte Peripherie mit tauschen; bedeutet: aus dem Schlachter die Lagerböcke der Welle, alle Hydrostößel, Schlepphebel und Druckplättchen mitnehmen und ''exakt an gleicher Stelle wieder einbauen!'' Das ist durchaus eine erwägenswerte, preisgünstige, sich lohnende Alternative, vor allem dann, wenn das Fahrzeug nur wenige Tausend Kilometer im Jahr bewegt wird.
+
Alternativ ginge auch eine "Transplantation" aus einem Schlachtwagen. Dann natürlich sorgfältig die Beschaffenheit und Kilometerleistung der Wellen prüfen und, wenn für gut genug befunden, die gesamte Peripherie mit tauschen! Bedeutet: aus dem Schlachter die Lagerböcke der Welle, alle Hydrostößel, Schlepphebel und Druckplättchen mitnehmen und ''exakt an gleicher Stelle wieder einbauen!'' Das ist durchaus eine erwägenswerte, preisgünstige, sich lohnende Alternative, vor allem dann, wenn das Fahrzeug nur wenige Tausend Kilometer im Jahr bewegt wird.

Version vom 10. Januar 2021, 18:06 Uhr



Nockenwellen-Chaos

Es wurden sehr viele unterschiedliche Nockenwellen im W126 verbaut. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Wahl der richtigen Welle, wenn Ersatz erforderlich wird. Sicherlich wäre es am einfachsten, nachzusehen, welche Welle sich im Fahrzeug befindet. Vor dem letzten Nockenpaar der Welle ist bei einer original W126er Welle eine Nummer eingestanzt; sie beginnt (bei den V8-Modellen) mit 116 oder 117, gefolgt von einer weiteren Zahl, die Aufschluß über die "Schärfe" der Welle gibt. Die Zahl ist zugleich auch für Links und Rechts zuständig. Die gerade Zahl ist immer für Links, ungerade immer für Rechts. Eine weitere Zahl ist immer auf der Rückseite der Welle eingeschlagen, es ist in der Liste die "F"-Nummer.
In der Teilenummer findet sich die Wellennummer und Wellenrückseitennummer wieder.
Hier ein Beispiel: Teilenummer A 117 051 25 01 hat die Wellennummer: 11725, auf der Rückseite der Welle steht: F25

Nach Jahren kann es aber vorkommen, daß bereits Nockenwellen ausgetauscht wurden, die nicht dem Original entsprechen, z.B. schärfere Wellen als original vorgesehen, oder Wellen aus dem Zubehör, auf der keine Originalkennung eingeschlagen ist.

Scharfe Welle

Die sogenannte "Schärfe" der Nockenwelle richtet sich danach, wie die Nocken auf der Welle positioniert sind. Die Position der Nocken bestimmt, wie früh die Ventile im Zylinder öffnen oder schließen können. Als Angabengröße nimmt man hier die Gradzahl, Nach dem Oberen Totpunkt (noT), bei der das Einlaßventil bereits 2 mm Öffnungshub hat. Es versteht sich, daß, je früher das der Fall ist, umso mehr Benzin/Luft-Gemisch in die Brennkammer des Zylinders einströmen kann und das erhöht die Leistung des Motors. Endlos geht das aber nicht, am Ende muss das Auslaßventil auch noch Zeit haben, sich zu schließen; hier besteht die Gefahr einer "Überschneidung": das Einlaßventil öffnet bereits, während das Auslaßventil noch nicht ganz geschlossen ist. Bis zu einem gewissen Grad ist diese Überschneidung für die Leistungsentwicklung bei höheren Drehzahlen nicht von Nachteil, ist es aber für den Leerlauf, der dann häufig "holperig" wird (typisch für den M117 mit 5,6 Litern Hubraum, der, mit scharfen Wellen ausgestattet, sich nun nicht gerade eines ruhigen Leerlaufs rühmen kann) .
In der Liste ist die Gradzahl der jeweiligen Nockenwelle angefügt; je kleiner die Gradzahl, je schärfer die Welle.

Liste

Es folgt zunächst eine Auflistung mit den europäischen Fahrzeugtypen, für die es gesicherte Erkenntnisse gibt. Bei nicht-europäischen Fahrzeugtypen wird die Länderkennung (USA oder JPN für Japan) vorangestellt. Es wird trotz dieser Liste weiterhin dringend geraten, auch im EPC nach der richtigen Nummer zu suchen!
Selbstverständlich soll die Liste bis zur Vollständigkeit erweitert werden!

  • 380er der frühen 1. Serie bis 09/81
    116 051 60 01 (F60, 11660) und 116 051 61 01 (F61, 11661) 12°
  • 380er mit Motor M116.963 ~ 965 ab 10/81 bis 09/85
    116 051 70 01 (F70, 11670) und 116 051 71 01 (F71, 11671) 16°
  • 500er der frühen 1. Serie bis 09/81
    117 051 02 01 (F02, 11702) und 117 051 03 01 (F03, 11703) 12°
  • 500er ab 10/81 bis 09/85 (späte Serie 1)
    117 051 08 01 (F08, 11708) und 117 051 09 01 (F09, 11709) 22°
    Einige, nur mit Motor M117.963 auch mit
    117 051 14 01 (F14, 11714) und 117 051 15 01 (F15, 11715) 18°
  • 420er und 500er, 2. Serie nicht leistungsgesteigert bis 08/87
    117 051 08 01 (F08, 11708) und 117 051 09 01 (F09, 11709) 22°
  • 420er und 500er 2. Serie leistungsgesteigert und antiklopfgeregelt (AKR) ab 09/87
    117 051 20 01 (F20, 11720) und 117 051 21 01 (F21, 11721) 21°
  • 560er ECE 220 kW gesamte Produktionszeit
    117 051 24 01 (F24, 11724) und 117 051 25 05 (F25, 11725) 17°
  • 560er frühe Kat. Modelle ohne AKR
    117 051 26 01 (F26, 11726) und 117 051 27 01 (F27, 11727) 27°
  • 560er RÜF und Kat. mit AKR Modelle bis 8/89
    117 051 16 01 (F16, 11716) und 117 051 17 01 (F17, 11717) 17°
    Diese Wellen gibt es nicht mehr, sie wurden ersetzt durch die Wellen:
    117 051 24 01 (F24, 11724) und 117 051 25 01 (F25, 11725)
    (beide Wellen, 16/17 und 24/25, sind gleich scharf 17°)
  • 560er Kat. mit AKR Modelle ab ca. 9/89 bis Ende der Produktion
    117 051 24 01 (F24, 11724) und 117 051 25 01 (F25, 11725) 17°

Kompatibilität

Die Beschaffung der richtigen Nockenwellen wird, je älter unsere Fahrzeuge werden, nach und nach immer schwieriger. Da stellt sich doch die Frage, wie kompatibel sind denn die Nockenwellen untereinander? Grundsätzlich kann man sagen, daß einige Nockenwellen tatsächlich kompatibel sind und problemlos gegeneinander ausgetauscht werden können.
Merke: Wenn ein Austausch vorgenommen wird, sollte dies immer paarweise geschehen!
Ein Blick auf die "Schärfe" der Welle gibt Auskunft; Nockenwellen, die die gleiche Gradzahl aufweisen, können gegeneinander getauscht werden, auch die Nockenwellen, die gerade mal ein Grad Unterschied zueinander haben, könnte man noch gegeneinander tauschen, ohne gleich den Motor zu ruinieren.

Möchte man bewusst eine schärfere Welle einbauen als original vorgesehen, sollte man genau wissen was man tut, hier muss in der Regel auch das Zündsystem angepasst und das Zündsteuergerät (ZSG), der Kennlinien wegen, ausgewechselt werden.

Wann wechseln?

Idealerweise nie! Ist das Auto gut gewartet, halten die Nockenwellen eine gefühlte Ewigkeit und eine halbe Million Kilometer sind da absolut im Bereich des Möglichen. Es gibt aber auch Fälle, da ist bereits bei 150 Tkm Schluß. Eigentlich gibt es nur zwei Gründe, warum eine Nockenwelle das Zeitliche segnet: die Ölversorgung versagt, oder in der Peripherie der Nockenwelle gibt es Ausfälle, wie z.B. ein defekter Hydrostößel.

Die Nockenwelle liegt verschleißfrei in seinen Lagerböcken, denn läuft der Motor, wird die Nockenwelle rundherum mit Motoröl versorgt. Der Öldruck hebt die Welle in den Lagerböcken quasi auf einem Ölfilm an. Zugleich läuft ständig Öl über die Nocken die die Ventilsteuerung regelt.
Die Peripherie der Nockenwelle, die direkt Einfluss auf selbige hat, sind die Schlepphebel, die Hydrostößel und die Druckplättchen auf den Ventilfedertellern. Die Wirkungsweise ist etwa folgende: der Hydrostößel drückt den Schlepphebel spielfrei gegen die Nocke der Nockenwelle. Die Nocke der Nockenwelle rotiert und drückt wiederum den Schlepphebel einseitig abwärts auf das Druckplättchen auf dem Ventilfederteller, hierdurch wird das betreffende Ventil geöffnet.
Man merkt, es treffen einige bewegliche Teile aufeinander; nach tausenden, ja hunderttausenden Kilometern ist es unvermeidlich, daß diese beweglichen Teile sich nicht nur aufeinander einspielen, sondern sich auch einschleifen. Solange das alles spielfrei bleibt, grundsätzlich nicht wirklich problematisch; man sollte es aber im Hinterkopf haben, wenn ein Nockenwellenwechsel ansteht. Denn baut man eine neue Nockenwelle ein, läßt aber die Schlepphebel mit ein paar hunderttausend Kilometer Laufleistung im Motor, kann man leicht nachvollziehen, daß das "Schleifbild" nun nicht mehr zueinander passt. Dieser Umstand kann möglicherweise bereits nach ein paar tausend Kilometer für neuen Ärger sorgen.

Fazit: Wenn neu, dann "alles" neu, zumindest die Schlepphebel. Die Hydrostößel und Druckplättchen mindestens nach Befund.
Alternativ ginge auch eine "Transplantation" aus einem Schlachtwagen. Dann natürlich sorgfältig die Beschaffenheit und Kilometerleistung der Wellen prüfen und, wenn für gut genug befunden, die gesamte Peripherie mit tauschen! Bedeutet: aus dem Schlachter die Lagerböcke der Welle, alle Hydrostößel, Schlepphebel und Druckplättchen mitnehmen und exakt an gleicher Stelle wieder einbauen! Das ist durchaus eine erwägenswerte, preisgünstige, sich lohnende Alternative, vor allem dann, wenn das Fahrzeug nur wenige Tausend Kilometer im Jahr bewegt wird.